MORITZ - Modulares Risk-Management durch Technologie-Analyse zur Versicherung stationärer Gasturbinen (Richard Grunke)
Ausgabe 6/96


Teil 2 - Praxis


6. Erläuterungen zum Bewertungsschema

6.1 Aufbau
Die Risikobewertung erfolgt mit 2 Kennzahlen:
B steht für Bewertungszahl. Der Zahlenwert von B (1-10) steht für die Größe des Risikos. 1 ist das geringste Risiko, mit dem sich eine Gasturbine versichern läßt, 10 das höchste.
K steht für Kontrollzahl (römische Ziffern I bis X)
Sie gibt an:
wieviele Aspekte bewertet wurden. X bedeutet, alle denkbaren Aspekte. Somit ist K ein Maß für die Zuverlässigkeit der Bewertung.
wie hoch die Bewertungszahl B im konkreten Fall höchsten sein kann. B kann maximal den Wert von K annehmen.
Beispiele:
1/X Geringstes Risiko bei Bewertung aller Aspekte: Hohe Zuverlässigkeit der Bewertung
10/X Höchstes Risiko bei Bewertung aller Aspekte: Hohe Zuverlässigkeit der Bewertung
1/VI Geringstes Risiko, nur ein Teil der Aspekte wurde bewertet, Zuverlässigkeit vermindert
6/VI Höchstes Risiko, nur ein Teil der Aspekte wurde bewertet, davon aber alle negativ
Zuverlässigkeit vermindert

Das Schema enthält:
  • die Aufzählung der zu bewertenden Aspekte
  • Jedem Aspekt ist die Kapitelnummer zugeordnet, unter der dieser in Teil 1 beschrieben wird
  • Die Spalte "Max." gibt an, wie hoch der jeweilige Aspekt maximal bewertet werden darf
  • Die Spalte "Einzel" zeigt, ob und wie ein Einzelaspekt bewertet wurde
  • Die Spalte "Summe" zeigt, ob und wie ein Summenaspekt bewertet wurde
  • Summenaspekte sind fett gedruckt. Sie fassen die Bewertung mehrerer Einzelaspekte zusammen
  • Durch Addition der Summenaspekte ergeben sich die Kennzahlen B und K für das Gesamtrisiko


6.2 Kennzahlen
Die Festlegung der maximal möglichen Kennzahlen B, die ja bereits eine Gewichtung der einzelen Risiken beinhaltet, ist im Bewertungsschema vorgegeben und stützt sich auf folgende Voraussetzungen:

B = 1 steht für Gasturbinen mit dem geringstmöglichen Risiko für den Versicherer: TIT unter 850° C, nur ausgereifte Technologien, kein - absehbares- Risiko durch äußere Einflüsse.
B = 10 wurde für eine Gasturbine mit dem größten denkbaren Risiko gewählt.

Etwa zwei Drittel aller Gasturbinen-Schäden sind auf Produktfehler zurückzuführen. Dementsprechend können Maschinenspezifische Risiken maximal mit 7 (hier liegt das größere Schadenspotential), Betreiberspezifische Risiken maximal mit 3 bewertet werden.

Bei der Zuordnung der maximal möglichen Kennzahlen zu den TIT-Abstufungen einerseits sowie zu den einzelnen TIT- verknüpften Risikotechnologien andererseits wurde zugrundegelegt, daß mit höherer TIT die Zahl der Risikotechnologien zwangsläufig steigt.
Es ist klar, daß die Kennzahlen nur eine Annäherung an die tatsächlich vorliegenden Risiken sein können. Für die Risikobewertung können auch ganz andere Systeme verwendet werden, siehe 6.3.

6.3 Bewertungsschema blanko
enthält keine Vorgaben (Kennzahlen, Spaltenbezeichnungen) für die Risikobewertung.
Dadurch hat der Versicherer die Möglichkeit, hausinterne Bewertungssysteme für die Risikobewertung zu verwenden, Kennzahlen nach eigenen Erkenntnissen zu ändern, usw.

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6.4 Durchführung der Bewertung
1. Schritt
2.1  Brennkammer
2.1.1  Liegt DLE-Brennkammer vor?
Falls ja, in Spalte "Einzel" 1/I
Falls nein, in Spalte "Einzel" 0/I
Falls unbekannt, in Spalte "Einzel" 0/0
2.1.2  Liegt Wasser-/ Dampfeindüsung zur Leistungssteigerung vor?
Falls ja, in Spalte "Einzel" 1/I
Falls nein, in Spalte "Einzel " 0/I
Falls unbekannt, in Spalte "Einzel" 0/0
Aus technischen Gründen ist entweder 2.1.1 oder 2.1.2 möglich.
Die Einzelbewertung wird bei "2.1 Brennkammer" in die Spalte "Summe" übertragen.
Somit ist der erste Summenaspekt "Brennkammer" bewertet.

2. Schritt
2.2  Turbine
  
  • Entweder:
    die TIT-verknüpften Risiken werden einzeln bewertet: Bewertung nach 2.2.1
    Dazu müssen zu allen Aspekten 2.2.1.1. bis 2.2.1.6. Informationen vorliegen
  • Oder:
    TIT wird als Bezugsgröße bewertet:
    Bewertung nach 2.2.2
    Ausschlaggebend für die Entscheidung dürfte sein, welche Informationen zur Verfügung stehen.
  • Falls:
    2.2.1 TIT-verknüpfte Risiken
    2.2.1.1 sind Gerichtet erstarrte Schaufeln verbaut?
    Falls ja, in Spalte "Einzel" 1/IV
    Falls nein, in Spalte "Einzel" 0/IV

    So wird auch von 2.2.1.2 bis 2.2.1.6 verfahren.

    Die Kennzahlen von 2.2.1.1 bis 2.2.1.6 werden addiert und bei
    2.2.1 TIT-verknüpfte Risiken
    in die Spalte "Summe" übertragen

Achtung:
Ergibt sich dabei für die Kennzahlen B und/oder K eine Summe größer als 4, wird dennoch nur 4 bzw. IV als maximal zulässige Zahl eingetragen.
Ergibt sich für die Kennzahl B eine Summe von 0, muß nach 2.2.2. bewertet werden

  • Falls:
    2.2.2 TIT als Bezugsgröße
    Je nach Höhe der TIT werden im jeweiligen Temperaturbereich 1/IV, 2/IV, 3/IV, oder 4/IV in die Spalte "Einzel" eingetragen, ebenso in
    2.2.2 TIT als Bezugsgröße in die Spalte "Summe".

    Liegt TIT im 1100° C - Bereich, ist eine Bewertung nach 2.2.1 vorzuziehen.
    Somit ist der zweite Summenaspekt
    Entweder "2.2.1 TIT - verknüpfte Risiken".
    Oder "2.2.2 TIT als Bezugsgröße"
    bewertet.


3. Schritt
2.2.3 TIT - unabhängige Risiken
können in der Summenspalte maximal mit 1/I bewertet werden.

4. Schritt
2.3 Sonstige Risiken
können in der Summenspalte maximal mit 1/I bewertet werden.

5. und 6. Schritt
3. Betreiberspezifische Risiken
Es sind nicht nur die Risiken unter 3.1 und 3.2 zu bewerten, sondern auch, ob ein Risiko durch eine Maßnahme unter 3.3 reduziert bzw. eliminiert wird.

Da die Maßnahmen unter 3.3 Risiken eliminieren, haben sie negative Vorzeichen
3.1 Betriebsweise Risiken
und
3.2 Standort Risiken
können in der "Summen"-Spalte maximal mit 1/I bewertet werden - unabhängig von der Zahl der mit 1/I bewerteten Einzelaspekte.

7. Schritt
3.4 Reparaturrisiken
Zunächst sind unter 3.4.1.1 die schadensrelevanten Komponenten aufzulisten. Unter 3.4.1.2 und 3.4.1.3 ist zu überprüfen, ob Risiken hinsichtlich deren Reparatur bestehen.

Falls ja, erfolgt die Bewertung in der Auflistung unter 3.4.1.1.

Weiter ist zu untersuchen, ob Risiken hinsichtlich der Vor-Ort-Reparaturen (3.4.2) oder Shop-Reparaturen (3.4.3) bestehen.

Die Kennzahlen, die in der Spalte "Summe" bei "3.4 Reparaturrisiken" eingetragen werden, dürfen maximal 1/I lauten.

8. Schritt
Das Gesamtrisiko ist durch Addition der Bewertungs- bzw. Kontrollzahlen in der Summenspalte zu ermitteln.

Höchste Zahlenwerte: 10/X

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Copyright © 1996, Richard Grunke, München
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